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Digitales Fotobuch 1: Bilder gestalten

Digitales Fotobuch, Teil I

Bilder gestalten

Digitale Bilder in einer hohen Auflösung und die zugehörige Software lassen jeden Handyknipser zum Bildgestalter werden. Grund­lagen der Bildgestaltung für ein digital gedrucktes Fotobuch.

RALF TURTSCHI Heute kann jedes Handy Aufnahmen in ansprechender Qualität schiessen. Mit den digital gedruckten Fotobüchern ist es gar möglich, damit umfangreiche Publikationen zu erstellen. Da die Software dazu denkbar einfach funktioniert, ist es nötig, sich auch ein paar gestalterische Gedanken zu machen. Als Beispiel dient ein Fotobuch eines Klassentreffens auf dem Bodensee von Absolventen der Technkerschule der Grafischen Industrie Zürich TGZ, Abschlussklasse 1981.

Fotobücher bestellen

Es gibt eine ganze Reihe von Anbietern, bei denen man Fotobücher bestellen kann. Eine ausführliche Liste finden Sie auf Seite 00. Das Layout erfolgt dabei mit einer Software, die übers Internet heruntergeladen werden kann. Die digital gedruckten Bücher sind mit Hardcover versehen und liegen preislich zwischen CHF 50–100, je nach Umfang und Grösse.

Die Auflösung von Bildern

Zuerst wollen wir uns mit der digitalen Auflösung befassen. Was bedeutet zum Beispiel 6 Megapixel, die eine Digitalkamera auflöst? Bis zu welchem Vergrösserungsfaktor kann man die Bilder ausprinten oder drucken, ohne sichtbare Verluste zu erhalten? Beim Film erscheint ab einer gewissen Vergrösserung das Korn der Filmemulsion, das Bild ist griessig. Bei der digitalen Aufnahme kann wenig Licht zu Griessigkeit führen oder die Auflösung kannzu klein sein, was die Pixelstruktur sichtbar werden lässt. Die Auflösungsqualität kann man in den meisten Kameras einstellen. Gespeichert werden die meisten Bilder im komprimierten Datenformat mit dem Suffix .jpg. Die Auflösung ist in der Vorschau im Metatext abgelegt, z.B. steht dann dort:

Grösse 984 KB

Art JPEG-Bild

Bildgrösse 2272 x 1704 Pixel

1 Pixel ist die kleinste digitale Einheit, theoretisch in Form eines Quadrates. Wenn man stark in die Bilder hineinzoomt, wird die Pixelstruktur sichtbar (s. Abb.). Bei einer hohen Auflösung generiert der Kamerachip mehr Pixel. 6 Megapixel sind beispielsweise 6 Mio. Pixel. Bei einer Bildproportion von etwa 3:2 können wir 6 Mio. Pixel in einen Länge und eine Breite umrechnen. Wir erhalten ein Bild von 3000 x 2000 Pixel.

Im Digitaldruck werden die Pixel nach einem bestimmten Algorithmus zu Rasterpunkten umgerechnet. In einer Längendimension braucht es zwei Pixel, um im Durchschnitt den Grauwert zu erhalten, der mit einem Rasterpunkt erzielt werden soll. Rasterpunkte sind aber nicht grau, sondern schwarz oder werden in den Farben Cyan, Magenta und Gelb gedruckt. Die Rasterpunkte sind grössenvariabel und gleichabständig, ein grösserer Punkt entspricht beispielsweise einem Grauwert von 75%, ein kleiner vielleicht einem von 10%. Wichtig zu merken: Von zwei Pixeln erhalten wir einen Rasterpunkt. Der Digitaldruck arbeitet häufig mit einem 60er-Raster, das heisst, auf einer Linie von 1 cm sind 60 Rasterpunkte enthalten. Nun ist die Rechnung schnell gemacht: 3000 Pixel Breite ergeben halb so viele Rasterpunkte, nämlich 1500. Und 1500 Rasterpunkte ergeben (bei 60 Punkten pro cm) 25 cm Breite. Die Höhe lässt sich gleich berechnen 2000 : 2 : 60 = 16,6 cm. Ein 6-Megapixel-Bild ergibt im Offsetdruck also eine ideale Bildgrösse von 25 x 16,6 cm. Da digitale Bilder interpoliert werden, sind aber auch grössere Formate möglich, als Faustregel um Faktor zwei grösser. Darüber kann das Bild den gefürchteten Pixeleffekt aufweisen, bei dem in Schrägen Treppenstufen sichtbar werden.

Handys bringen heute etwa 1 Mio. Pixel zustande. Mit dem gleichen Ausrechnungsprozedere können daraus für Fotobücher idealerweise Bilder im Format von etwa 10x7 cm, interpoliert bis maximal 20x14 cm produziert werden.

Bildqualität

Bildqualität zeichnet sich durch verschiende Faktoren aus, von denen ich nur einige erwähne.

Schärfe: Was am kleinen Kameradisplay noch scharf aussieht, ist oft in der Vergrösserung nicht mehr so. Alle Bilder, die für ein späteres Fotobuch gebraucht werden, müssen darauf geprüft werden. Ob die Bilder verwackelt sind oder absichtlich eine verwischte Aufnahme erzeugt wurde, ist ein Unterschied. Ebenso muss man zwischen Objekt und Hintergrund unterscheiden: Je nach Objektiv entsteht Tiefenschärfe, das heisst, das Objekt ist scharf, der Hintergrund nicht.

Farbe: Digitale Kameras erzeugen alle verschiedene Rohdatenformate mit unterschiedlichen Farbprofilen, was dazu führt, dass die Aufnahmen zu leichten, nur im direkten Vergleich sichtbaren Farbstichen neigen. Zum Beispiel werden bei der einen Kamera Hauttöne leicht zu rot oder der Himmel neigt zu Grünlich. Solche Farbprobleme müssen durch ein Bildbearbeitungsprogramm oder durch entsprechenden Einsatz von Color-Management-Farbprofilen korrigiert werden. Allerdings gibt es auch Farbstiche, die gewollt sind: bei Sonnenuntergängen oder anderen Motiven.

Bildrauschen: Bei wenig Licht wird die Kamera das Licht künstlich aufhellen, etwa wie ein Restlichtverstärker. Allerdings werden die Farben blasser, in Innenräumen gelb-bräunlich, zusätzlich entsteht ein Bildrauschen, das Bild wird griessig. Das Phänomen ist auch bei Unterwasseraufnahmen festzustellen, wo die blaustichigen Bilder längst nicht mehr die Farbenpracht aufweisen, wie man sie in der Erinnerung mit nach Hause trug.

Fotografieren

Digital fotografiert man üblicherweise vier- bis fünfmal mehr als mit Film, weil man ja das nicht Gelungene ohne Kosten fortwerfen kann. Das sollte man allerdings mit einer gesunden Portion Selbstkritik auch tun. Ein Fotobuch ist nicht die Papierausgabe des digitalen Fotoarchives. Man will seinen Liebsten ja nur das Beste zumuten. Nun wieder ein paar Tipps für Hobbyfotografen.

Ran ans Motiv: Zeigen Sie nicht nur die Totale. Entdecken Sie Details, zoomen Sie auch mal ganz nahe ran. Ein attraktives Fotobuch wirkt tot, wenn die immer gleiche Situation immer gleich dargestellt wird. Porträts wirken natürlicher, wenn sie von etwas weiter weg, aber mit Zoom fotografiert werden. Das Weitwinkelobjektiv verzerrt die Anatomie des Gesichts.

Weg vom Zentrum: Man neigt dazu, das Motiv ins Zentrum zu rücken, was sich dann darin äussert, dass man bei Aussenaufnahmen immer zu viel Himmel drauf hat. Fokussieren Sie aufs Motiv und rücken Sie es im Ausschnitt etwas höher als die Mitte. Meistens interessiert nicht so sehr, was sich alles über dem Kopf eines Porträts abspielt.Motive, bei denen Personen nicht eingemittet gezeigt werden, wirken sowieso spannender. Stellen Sie Personen also lieber am Rand dar.

Perspektive: Gerade die leichten Digitalkameras erlauben Schüsse aus dem Handgelenk, von oben oder unten, einhändig angebracht. Dies führt zu ungewöhnlichen Perspektiven, zum Beispiel zur Froschperspektive.

Bildschnitt: Man fotografiere seine Sujets lieber mit etwas Umgebungsraum. Also nicht zu hart ran ans Motiv. Vielleicht muss man das Motiv später gerade ausrichten (Meereshorizont), die Perspektive entzerren oder anderes am Bild verbessern. Der Ausschnitt soll beim Layouten des Fotobuches gewählt werden, nicht schon bei der Fotografie. Abschneiden kann man immer, fehlende Bildteile ansetzen nie. Man kann aus einem querformatigen ein hochformatiges Bild layouten und umgekehrt.

Format: Ich fotografiere lieber querformatig, weil es der natürlichen Sehweise eher entspricht. Auch Porträts finde ich schöner quer- als hochformatig. Für die Fotobuchproduktion muss man alle Hochformate vorgängig um 90 Grad drehen, will man sie vernünftig am Bildschirm betrachten.

Im zweiten Teil geht es um die Möglichkeiten, ein Fotobuch zu layouten. Mehr dazu hier.